Samstag, 11. Juni 2011

Some steps left - The last Train home

Die Schulzeit, für die meisten Menschen rückblickend die beste Zeit im Leben. Warum?

Weil man nie wieder so befreit ist von Pflichten, Verantwortung und Arbeit. Die ersten 19 Lebensjahre bedeuten Freiheit und in gewisserweise das Fundament gießen, die ersten Steine für den eigenen Lebensweg legen, um danach aufzusehen, in welche Richtung er zeigt. Wenn die grobe Richtung gefällt, kann weiter nach links und rechts gebaut werden, ohne sich weiter um die Zukunft zu sorgen. Man probiert sich aus, erweitert seinen Horizont und sieht nach, wie weit dieser reicht und wo genau die eigenen Grenzen gehen – doch nur, um sie selbst zu brechen.


Tagtäglich begegnet man Menschen. Die meisten Menschen kennt man nicht, meist nur den Namen, vielleicht die Klasse, in die sie gehen und leitet davon das ungefähre Alter plus-minus ein Jahr ab.

Der Großteil der Begegnungen ist bloß ein unbedeutender Kontakt. Zufällig sieht man sich auf dem Gang, innerhalb einer Sekunde wird beobachtet, analysiert und beurteilt, zwei Sekunden später hat man die Begegnung bereits vergessen oder sie wurde von einem neuen Antrag überschrieben, vertrieben. Ein Moment wird von einem weiteren gejagt und sofort aus dem Fokus verdrängt und vergessen. Die Gedanken werden kontinuierlich gefiltert und „wichtige“ von „unwichtigen“ Informationen getrennt und weiterverarbeitet.

In der Schule ist man den ganzen Tag von dutzenden Menschen umgeben, die alle zu einer individuellen Gruppe im Kopf des Betrachters angehören. Sie bewegen sich, reden miteinander, handeln selbst als eigenständige Personen, doch was und wieviel von ihnen wahrgenommen wird, bestimmt das Unterbewusstsein. Zu den Beobachtungen kommen noch die eigenen Gedanken hinzu, die entweder wie subjektive Kommentare, wegweisende große Zeiger oder wirre Pinselstriche im eigenen Gedankenbild wirken.



10.06.2011

13 Jahre ging ich nun zu Schule, vor nichteinmal einem Monat den letzten Schultag meines Lebens bestritten und vor wenigen Tagen meine letzte Prüfung abgelegt. Nun gab sich die Gelegenheit, abends mit dem eigenen Mathekurs ein letztes Mal in der Schule zu grillen und nachdem alle anderen Schüler bereits gegangen waren und die letzten beiden Freunde und der Lehrer selbst auf der Terasse angetrunken eine Zigarette rauchten, hatte ich tief in mir das Verlangen, das letzte Mal durch die Gänge dieses Gebäudes zu laufen. Ich nahm meinen dekorativen Hut ab und streifte durch die dunklen Gänge. Allein die Lichter der Laternen, die durch die großen Fenster fielen und dadurch ein Tanzspiel der Schatten hervorhebten, zeigten mir den Weg und gaben mir Orientierung.


Als ich die Tür zum naturwissenschaftlichen Bereich der Schule öffnete, stockte mir der Atem und mein Herz wurde lauter, ich hielt die Luft an. Die Tür zum Flur schloss sich hinter mir und daraufhin trennte sie die Geräurschkulisse, der Lärm der Straße und das Lachen der drei rauchenden Personen, von diesen einem Flur. Es versetzte mich in ein nachdenkliches Ich, vor dem sich nun die gesamte Vergangenheit aufbaute. Die Gänge erzählten meine Geschichte als Schüler, der in jedem dieser Räume bereits gewesen war, instgesamt stunden vor den Sälen auf den Unterricht wartete und tagtäglich dort verweilte.

- hunderte Minuten, in denen ich dort verweilte, hunderte Begegnungen mit fremden Personen, mit Klassenkameraden, mit Freunden. Tausende Gespräche und unzählbar viele Gedanken, die dort durch den Kopf rasten und an diesen einem letzten Abend bloß ein einziger:

Haben mich die letzten neun Jahre in dieser Schule so in Angst versetzt, mich in einen Zug gesetzt, den ich selbst nicht steuern konnte, sodass ich an meiner freien Jugend vorbeigefahren bin?

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